Keine Angst vor Street View

In den vergangenen Tagen wurde viel über den Dienst Street View der Firma Google berichtet. Daten- und Verbraucherschützer warnten vor den Folgen die dieser Dienst angeblich für Hausbesitzer nach sich ziehen könnte.

Leider blieb dabei auf der Strecke die Bürger darüber zu informieren was Street View ist und wie das Ganze funktioniert. Dieses Versäumnis möchte ich hier etwas ausgleichen.

Lesen Sie weiter für den vollständigen Artikel:

Eines vorweg: Für Erfurt – und damit Gispersleben – ist Street View vorerst kein Thema. Erfurt ist bei den ersten Städten, in denen dies angeboten werden soll, nicht dabei.

Was ist Street View?

Die beste Übersetzung ist wohl „Straßenansicht“. Es handelt sich hierbei um Fotos, die von Google einmalig mit einem vorbei fahrenden Auto aufgenommen werden. Nutzer von Street View können dann virtuell durch die Straßen spazieren und sich umschauen. – etwa mit dem Ausblick den ein Fahrer eines Kleintransporters hätte. Bevor ein Bild in das Internet gestellt wird werden Gesichter und Autokennzeichen automatisch unkenntlich gemacht. So wurde in anderen Ländern schon verfahren bevor Datenschützer diese Funktion in Deutschland forderten.
Da die Bilder aber nur einmal aufgenommen und dann langwierig aufbereitet werden, sind die im Internet sichtbaren Bilder schon mehrere Monate alt. Google plant nicht regelmäßig neue Aufnahmen zu machen und hat das auch in den USA – wo der Dienst schon länger nutzbar ist – nicht getan.

Was ist der Nutzen für Google dabei?

Google ist bekannt dafür hochwertige Dienste kostenlos anzubieten. Finanziert wird das dann mit Werbung. Wenn sie in der Google-Suche nach einem Begriff suchen, so werden immer auch Werbeanzeigen mit eingeblendet – so finanziert sich Google.
Bei Street View ist bisher keine Werbliche Nutzung erkennbar. Es ist aber denkbar, dass Ladenbesitzer später dafür bezahlen können, bei Street View besonders hervor gehoben zu werden. Etwa mit einem Hinweisfensterchen. Programme für Mobiltelefone könnten in einer fremden Stadt dabei helfen ein Hotel oder Restaurant zu finden. Die Straßenansicht hilft einem Ortsfremden dann dabei dort hin zu gelangen.

Wer kann Street View benutzen?

Jeder mit einem Internet-Zugang! Sie können StreetView jetzt selbst ausprobieren – in vielen Ländern wird der Dienst schon seit Jahren angeboten. Der Dienst ist kostenlos und kann ohne Anmeldung genutzt werden.
Besuchen Sie z.B. den Eifelturm in Paris.
Sie können dort durch ziehen mit der Maus den Blickwinkel ändern.

Wozu ist das zu gebrauchen?

Sie können Plätze besuchen, die Sie schon immer einmal sehen wollten, zu denen Sie aber nicht reisen können.
Wenn Sie in den Urlaub fahren, können Sie vorher schauen wo Ihre Pension liegt, ob diese wirklich direkt am Waldrand liegt, oder doch eher an einer Hauptstraße.
Sie Routen für Städtereisen planen.

Welche Gefahren drohen?

Oft muss das Beispiel der Einbrecherbande herhalten, die per Street View lohnende Objekte sucht. Aber würden die aus Monate alten Fotos, die nur die Straßenansicht, zeigen wirklich sinnvolle Informationen ziehen können? Ein Spaziergang durch den Ort, bei dem man auch über den Zaun oder in die Fenster spähen kann, brächte sicher mehr.  Die Street View – Bilder sind nicht hoch genug aufgelöst um etwa Schlosstypen oder Alarmanlagen an Fenstern erkennen zu können. Haben Sie ihr Haus aber unkenntlich machen lassen, so wird es eventuell gerade erst interessant.
Das nächste Argument ist der Eingriff in die Privatsphäre. Hier muss nochmals fest gestellt werden, dass nur eine Ansicht aufgenommen wurde wie sie ein vorbei fahrendes Auto bei Tag hat. Keiner kann in den Garten hinterm Haus schauen, durch die Gardinen der Fenster oder durch den Briefschlitz. Es gibt nur einen einmaligen Schnappschuss.

Sollte ich erkennbar sein, wie kann ich mich wehren?

Falls sie das Street View Auto gesehen, ist die Chance groß, dass sie auch fotografiert wurden. Dann besteht aber kein Grund zur Sorge, denn automatisch werden alle Gesichter und Fahrzeugkennzeichen unkenntlich gemacht.
Sollten Sie feststellen, dass Sie auf den Bildern doch erkennbar sind, so können sie jederzeit – ohne Fristen – Einspruch erheben. Ein entsprechender Link „eine Problem melden“.

Wie kann ich mein Haus aus Street View entfernen lassen?

Um genau zu sein: gar nicht! Sie können es unkenntlich machen lassen – das passiert indem Ihr Haus auf den Bildern stark weich gezeichnet wird.
Google bietet die Möglichkeit dies zu beantragen auf der Street View Seite an. Klicken Sie unten auf „Unkenntlichmachung beantragen“.
Beachten Sie:

  • Für Personen und Fahrzeugkennzeichen ist das nicht notwendig weil automatisiert.
  • Für Erfurt ist bisher kein Street View angekündigt. Ein Einspruch wäre für Gisperslebener also vorerst sinnlos.
  • Sie müssen mit dem Antrag Ihr Anschrift übermitteln und Ihr Haus auf der Karte eindeutig markieren. Sie übermitteln also Daten an eine Firma, der sie ja ohnehin nicht vertrauen.
  • Dieser Schritt lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Entscheiden Sie sich später anders – etwa weil Sie das Haus verkaufen wollen, oder den Dienst nun doch auch selbst nutzen, sind die Originalbilder bereits gelöscht. Ihr Haus bleibt auf Jahre hinaus als verwaschener Fleck in Street View erhalten.

Die Funktion zur Unkenntlichmachung ist zwar vorerst nur befristet vorhanden, wird aber von Google sofort wieder angeboten wenn der Dienst online geht. Sie haben also auch die Möglichkeit erst einmal selbst zu schauen was auf den Bildern erkennbar ist und dann erst Einspruch zu erheben.

Weitere Informationen:

Eine Auswahl weiterer Artikel die sich objektiver mit der Problematik befassen.

10 Argumente pro und contra Google Street View.
Tagesthemen 17.08. (Video)
Berliner Morgenpost – Chaos Computer Club: „Wir brauchen keine Lex Google“
FOCUS online: Feindbild Realität
Spiegel Online: Brüllen gegen Google

Wenn dieser Artikel nützlich war oder noch Fragen offen sind, würden wir uns über Kommentare freuen.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


The reCAPTCHA verification period has expired. Please reload the page.