Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung von Gisbotisleyben (Heute: Gispersleben) erfolgte am 20. März 1143 im Zusammenhang mit dem Kloster auf dem Petersberg in Erfurt.
Gispersleben
Gisbotisleyben
Gispersleubin
Gispersloubin
Gizpotesleyben
Gisperszlouben
Gysbotisleybin
Gysperschleybin
Grisspoldesleiben
Die Entstehung des Namens
Der Ortsname lässt sich – wie viele "-leben"-Ortsnamen in Mitteldeutschland – in zwei Bestandteile gliedern:
„-leben“: Die Endung „leben“ findet sich häufig in Ortsnamen im mitteldeutschen Raum und bedeutet ursprünglich „Lehen“, „Hof“, „Siedlung“ oder „Wohnstätte“.
„Gispers-“ / „Gisbo-“ etc.: Der erste Bestandteil ist stärker interpretativ. In den Quellen heißt der Ort z. B. „Gisbotisleyben“ oder „Giesbotesleiben“.
Zwei Deutungsvarianten sind besonders häufig:
- Der Name könnte auf einen edlen Herrn namens „Gisbod“ (lat. Gisbodus) zurückgehen. Der Name Gisbod war im 11. Jahrhundert in der Region gebräuchlich.
- Eine andere volkstümliche Sage spricht vom Müller “Gisbod”, der dort eine Mühle betrieb und Namensgeber der Siedlung gewesen sein soll.
Beide Varianten führen letztlich auf denselben Personennamen zurück – „Gisbod“ –, welcher mit „-leben“ also die „Siedlung des Gisbod“ bedeuten könnte.
Geschichte des Erfurter Stadtteils Gispersleben
Vom Dorf zur Stadt Erfurt
Erste Besiedlung und urkundliche Erwähnung
Der heutige Erfurter Stadtteil Gispersleben, bestehend aus den ehemals eigenständigen Dörfern „Kiliani“ (auch Kiliani-Gispersleben) und „Viti“ (Gispersleben-Viti) am Flusslauf der Gera, weist sehr alte Spuren menschlicher Besiedlung auf. So wurden unter anderem archäologische Funde einer Siedlung der sogenannten Bernburger Kultur im Gebiet des Kleinen Roten Bergs entdeckt – mit Überresten von Siedlungshäusern und Töpferöfen, datiert auf das 3. Jahrtausend v. Chr.
Die erste urkundliche Erwähnung von Kiliani-Gispersleben erfolgte im Jahr 1143 im Zusammenhang mit dem Kloster auf dem Petersberg in Erfurt. Für Gispersleben-Viti heißt es 1319 als Ersterwähnung.
Mittelalterliche Entwicklung bis zur Neuzeit
In der mittelalterlichen Zeit gehörte Gispersleben, wie Erfurt selbst, zum Einflussbereich des Erzbistums Mainz. Im Jahr 1593 wurde Gispersleben offiziell der Stadt Erfurt unterstellt. Im 18. Jahrhundert erfolgten wichtige Bauereignisse: Die Kirche St. Viti wurde 1726 in ihrer heutigen Form errichtet, und die Kilianikirche entstand nach einem großen Dorfbrand von 1733 in Etappen. Zudem wurden Verbindungs-Brücken über die Gera gebaut und Gelände reguliert, um die beiden Ortsteile besser zusammenzuführen.
19. und frühes 20. Jahrhundert – Modernisierung und Infrastruktur
Mit der Industrialisierung und dem Ausbau von Infrastruktur wuchs auch Gispersleben. So errichtete man beispielsweise 1901 anstelle einer alten Mühle ein Elektrizitätswerk, das nicht nur Gispersleben, sondern auch umliegende Orte mit Strom versorgte. Zum Beginn des 20. Jahrhunderts wandelte sich das ländliche Dorf zunehmend zu einem Vorort von Erfurt mit wachsender Siedlungs- und Gewerbeentwicklung.
Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen
Ein entscheidender Einschnitt in der Geschichte war das Kriegsende im April 1945: Am 10. und 11. April kam es im Raum Gispersleben zu schweren Kämpfen — bekannt als das Gefecht bei Gispersleben — zwischen deutschen Truppen und der US-Armee. Dabei fielen zahlreiche Soldaten, Opfer gab es auch unter der Zivilbevölkerung. Eine Gedenktafel im heutigen Kiliani-Park erinnert daran.
Am 1. Juli 1950 wurden die beiden Ortsteile Gispersleben-Kiliani und Gispersleben-Viti offiziell in die Stadt Erfurt eingemeindet.
Zeit nach 1950 – Stadtteil im Wandel
Nach der Eingemeindung wandelte sich Gispersleben zu einem städtisch geprägten Stadtteil mit Wohn-, Gewerbe- und Erholungsflächen. Neubaugebiete wurden nördlich von Erfurt erschlossen, Kleingartenanlagen sowie Freizeit- und Naherholungsräume am Fluss Gera entstanden. Heute verbindet Gispersleben städtisches Leben mit ländlich-grüner Umgebung und profitiert von seiner Nähe zur Erfurter Innenstadt.
Bedeutung für Erfurt und Ausblick
Als heutiger Stadtteil der Landeshauptstadt Erfurt steht Gispersleben für eine historische Verbindung von Dorf- und Stadtentwicklung. Die vielfältige Geschichte – von frühgeschichtlicher Besiedlung über mittelalterliche Dorfstrukturen bis hin zur modernen Stadtanbindung – macht ihn zu einem bedeutenden Teil des Erfurter Raumgefüges. Für die Zukunft liegt der Schwerpunkt auf nachhaltiger Wohn- und Lebensqualität, Erhalt historischer Bausubstanz und Integration von Grün- und Erholungsräumen.
Gispersleben Viti und Kiliani auf einer Karte von 1843
F. L. v. Ponickau, Lieutenant im 32ten Infanterie-Regiment und E. v. Sydow, Lieutenant im 34ten Infanterie Regiment - Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Germany
